Alexander Bold - Fotografie Industriefotografie, Hafenanlage
 


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Alexander Bold *1953 in Baden-Baden.
Zeitungsvolontariat mit fotografischem Schwerpunkt in Mittelbaden.
Studium Politik und Jura in München und Heidelberg
Tätig in Verlagswesen, Bauindustrie, Kunsthandel, Kunstjournalismus und Fotografie in Aachen und Achern. Wiederkehrende Studienreisen nach Belgien, Holland, Italien, Spanien und Frankreich. Lebt in Mittelbaden.

Austellungsbeteiligungen

  • 2004 "Aqua Aqua" , Ein künstlerischer Beitrag zum 100. deutschen Bädertag Baden-Baden, Gesellschaft der Freunde Junger Kunst , Baden-Baden (GFJK)
  • 2005 "Flagge zeigen" , Jubiläumsausstellung 50 Jahre GFJK Baden-Baden
  • 2006 Charity- Ausstellung, Alte Druckerei Burda, Offenburg
  • 2006 "Auswahl" 26. Jahresausstellung der GFJK, Baden-Baden
  • 2006 Galerie Kunststoff ,Offenburg
  • 2007 Jubiläumsausstellung zum 25.jährigen Bestehen der Literatur-und Kunstzeitschrift " Krautgarten" im Ministerium für Kultur, Eupen, Belgien

Einzelausstellungen

  • 2007 Gesellschaft der Freunde junger Kunst , Baden-Baden
  • 2007 KIK- Kunst in der Kaserne, Offenburg

Publikationen

  • " Am verwelkten Herzrand" Wolfgang Vincke, Lyrik mit 29 Fotos von Alexander Bold , Mit redaktionellen Beiträgen von Bruno Kartheuser, Edition Krautgarten, Belgien ISBN 2-87316-025-X

Die Stille und die Monumentalität
- zwei Grundsäulen in den Fotografien von Alexander Bold

Zusammen mit dem Lyriker Wolfgang Vincke brachte der Fotograf Alexander Bold in diesem Jahr einen Band Gedichte und Fotografien heraus. Beim parallelen Lesen und Betrachten dieses Buches beeindruckt das kongeniale Zusammenspiel, wie es nur verwandte Seelen zustande bringen. Bei der Auswahl jener Fotografien, die so feinfühlig auf den lyrischen Ton Vinckes abgestimmt ist, griff Bold auf Arbeiten zurück, die in den letzten fünf Jahren, bei mehreren Studienreisen, entstanden sind. Die Fotos sind aus Frankreich, aus Belgien und aus Italien. Bei Bolds Arbeiten werden dem Betrachter vor allem zwei Charakterzüge auffallen: das ist zum Einen die Stille und das ist - zum Anderen - die Monumentalität. Große Industrieanlagen, die wie Zeugen einer längst vergangenen Epoche in der Landschaft stehen, aber dennoch nicht museal sind, sondern ihre Aufgabe noch erfüllen, zergliedern den Raum. Der Mensch wirkt diesen Monstren des Industriezeitalters gegenüber winzig klein, amöbenhaft geradezu und dennoch ist er es, der diese vielformigen Ungetüme in Bewegung setzt und auf ihre Zwecke zurichtet.

Stille, das zuerst genannte Kriterium, fügt sich wie ein Schleier um die Atmosphäre, die der Fotograf um seine Riesenobjekte spannt. In Bolds Fotografien scheint es, als sei die Zeit für einen Moment angehalten, als halte die Welt, wie der Fotograf in diesem Augenblick wohl selbst, in überraschtem Staunen den Atem an.

Sehen wir die Bilder, die Alexander Bold nun für sein neues Projekt ausgewählt hat, scheint es zunächst so, als würde der Fotograf hier einen völlig neuen Weg einschlagen: Piloten, Kampfmaschinen, Bilder, die wir alle bis zum Überdruss kennen, führt uns der Fotograf vor Augen. Unsortiert scheinbar, willkürlich herausgenommen, isoliert aus der Filmsequenz, denn es sind Fernsehbilder, wie sie Tag für Tag, Nacht für Nacht über die Mattscheibe flimmern. Bilder, die normalerweise keinerlei Wirkung in unserer Seele hinterlassen, weil wir sie seit mehr als 15 Jahren bereits gewohnt sind – Kampfmaschinen von gigantischer Zerstörungskraft und dabei grazil und filigran wie ein Insekt. Solche Anblicke wirken faszinieren und schockierend zugleich. Und, so kann man angesichts der nun für uns konservierten Augenblicksaufnahmen festhalten: die Piloten dieser Maschinen passen geradezu organisch zu ihrem Fluggerät. Insektengleich sind sie zu einem Organ dieser Maschinen geworden, zum Bestandteil der computergestützten Zerstörungsmaschinerie, die doch noch, wie der Drache im Märchen die unschuldige Jungfrau, zu ihrem Funktionieren das menschliche Gehirn braucht.

Diese Bilder, die uns da jede Nacht beim gelangweilten Zappen durch die Kanäle heimsuchen, hält Bold mit seiner Kamera fest, besser gesagt – er hält sie an. Wie er in seinen früheren Werken das Gigantische als Größenphänomen gesehen hat, lässt er es uns hier als einen unmittelbaren Ausfluss der ungeheueren Geschwindigkeit, mit der wir durch die Fernsehbilder fortgetrieben werden, wahrnehmen. Er hält diese Grauen erregende Kriegsästhetik für uns fest, für einen Moment, der doch zur Ewigkeit erstarrt. Im anderen Falle, im alltäglichen, nichtästhetischen, nichtkünstlerischen Wahrnehmungsakt, verschwindet die Faszination jener bedrohlichen Erscheinung in der Banalität der Verrichtungen. Um nicht missverstanden zu werden: Bold reflektiert in seinen Arbeiten nicht über einen Krieg, der schon längst seiner eigenen Logik folgt. Er nimmt als Fotograf auf eine aktive, künstlerisch reflektierende und somit den Stoff verfremdenden Weise wahr. Er gibt dem ungeheueren Zerstörungspotenzial in seinen Bildern eine Form, die für den Betrachter wieder fassbar wird. Was sonst in dem unglaublich raschen Prozess der modernen Kriegsführung unsichtbar wird, wird hier sichtbar gemacht: Menschen, denen jene spezifische, insektenhaften Form gegeben wurde, die beängstigend und lächerlich zugleich wirkt.

Durch die Fotografien choreografiert Bold hier einen moderner Totentanz wie er sich in gewaltigen Höhen und mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit entrollt. Aber dennoch sind auch die einzelnen Rollen und die Figuren des modernen Totentanzes von alters her genau vorgeschrieben. Es gibt kein Entrinnen, jeder hat hier sein Skript, jedem kommt dabei sein Part zu, der tragisch oder grotesk anmuten mag, den er aber bis zum bitteren Ende hin spielen muss.

Im nächtlichen Fernsehprogramm verkommt dieses gigantische Rollenspiel zur Banalität, die ebenbürtig erscheinen mit der Muppet-Show. So simpel und unangebracht dieser Vergleich hier anmuten mag, so trifft doch Bold, indem er seine Kamera gezielt willkürlich auf die Mattscheibe hält und somit auf die alltäglich zelebrierte Weltwirklichkeit, den Nagel auf den Kopf. Er führt uns vor Augen, wie blind uns die Bilderflut bereits gemacht hat, wie abgestumpft wir im Grunde unserer Seele geworden sind. Selbst ungeheuer gigantische Dinge lassen uns unberührt, weil uns die Masse dieser Eindrücke bereits erdrückt hat. Auf einfache Art und Weise hat Alexander Bold in seiner Fotografie ein Konzept entwickelt, durch das er diesem Abstumpfen entgegenwirken möchte.

Dieses Konzept beruht auf zwei Säulen: Das ist die Stille und das ist die Monumentalität, zu der wir angesichts dieser Fotografien zurückfinden sollen.

Dr. Helmut Orpel.